Mittwoch, 24. Februar 2016

Mastering the Art of French Cooking


Ich besitze ein neues Kochbuch. Und zwar "Mastering the Art of French Cooking". Das ist deshalb etwas besonderes, weil es sehr lange her ist, dass ich mir ein Kochbuch gekauft habe. Zum anderen hat es einen kuriosen Grund, warum ich es mir gekauft habe. Denn: es gibt einen Film, der auf einem Buch basiert, das eine Bloggerin geschrieben hat, darüber wie sie einen Blog geschrieben hat, darüber, wie sie in einem Jahr alle Rezepte aus diesem Buch gekocht hat, das eine amerikanische Frau, Julia Child, in den 60ern über die französische Küche geschrieben hat. So. Noch Fragen? Tatsächlich bin ich wirklich über den Film auf dieses Kochbuch gekommen (ich frage mich, wie dieser Film die Verkaufszahlen des Buchs beeinflusst hat).
Nach ein bisschen Recherche über das Kochbuch habe ich herausgefunden, dass es weniger eine reine Sammlung an Rezepten ist, als vielmehr eine sehr detaillierte Beschreibung von Techniken. Und dazu noch genaue Erklärungen, was man warum wie macht. Das hat mich neugierig gemacht. Also habe ich mir das Kochbuch gekauft.





Es ist riesig, es ist hübsch und es enthält keine Bilder, sondern nur ein paar Zeichnungen zur Erklärung von Techniken. Und die Rezepte gliedern sich nach Zubereitungsarten, beziehungsweise Zutaten (Soßen, Suppen, Geflügel, Rind, Fisch, etc.). Und die meisten Rezepte sind gar nicht eigenständig sondern nur Variationen von anderen Rezepten. Ich verstehe schon, wie man darauf kommt, sich da einmal komplett hindurch zu kochen, denn vieles baut aufeinander auf. Es macht durchaus Sinn zunächst eine einfache Sauce Hollandaise zu machen bevor man sich an die vielen Variationen davon macht. Oder dass man erst ein einfaches Soufflé macht (gibt es einfache Suofflés?) bevor man dann noch Fisch mit hineinpackt.



Das kleine Mädchen in mir hat schon beim Einband mit lauter kleinen Lilien (also, ihr wisst schon, die heraldische fleur de lis *Klugscheißmodus off*) Freudensprünge vollführt. Und irgendetwas Anderes in mir hat große Freude an altmodischen Dingen, die man heute nur noch als spießig bezeichnen kann: zum Beispiel, dass sich das Buch an den "servantless cook" richtet, und zwar offensichtlich an Hausfrauen mit unglaublich viel Zeit zum Kochen. Irgendetwas an diesem altmodischen Kram hat etwas sehr bezauberndes für mich. Ich weiß nicht, vielleicht ist es diese Vorstellung einer einfacheren Zeit, wo man sich nicht erst fragen musste, wo der eigene Platz in dieser Welt ist. Und dann fällt mir wieder ein, dass ich eine junge, moderne Frau im 21. Jahrhundert bin und die Vorstellung ein Dasein als Hausfrau zu fristen, die keine andere Aufgabe hat, als ihrem Ehemann jeden Abend ein Bier neben das selbst zubereitete Essen zu stellen, wird wieder richtig gruselig. Nichtsdestotrotz sind ja einige Dinge in der Küche zeitlos und man kann bestimmt auch etwas aus einem Kochbuch lernen, das inzwischen in der Ausgabe zum 50jährigen Jubiläum erscheint.
Erfrischend finde ich allerdings, dass das Buch aus Zeiten stammt, als Butter noch nicht als die Verkörperung des Bösen angesehen wurde, und als es nicht darum ging die "schnelle 20-Minuten-Alltags-Küche" zu perfektionieren. Sowohl die Verteufelung von Butter und die Alltagsküche haben ja irgendwo ihre Berechtigung. Aber in meiner Welt sollte man vielleicht einmal im Leben einmal seine eigene Mayonnaise rühren, damit man weiß, wie es wirklich schmeckt, auch wenn es einfacher ist, die Tube aus dem Kühlschrank zu holen. (Auch darum heißt der Blog "Rose macht es selbst", weil ich gerne Dinge selber machen möchte, die man vielleicht auch einfach im Supermarktregal findet). Und ich bin außerdem der Meinung, dass ein Klecks Butter manchmal Wunder tut.



Es gibt definitiv einfachere Kochbücher. Zunächst ist dieses hier auf englisch und obwohl es wohl sehr erfolgreich ist, wurde es nie ins Deutsche übersetzt. Das heißt, dass man nicht nur mit der englischen Sprache klar kommen muss, sondern auch mit amerikanischen Maßeinheiten. Was eine Freude! Das fröhliche Mischen von Hohlmaßen und Gewichten (Cups, Tablespoons, Ounces, Pounds, Quarts???) und dazu noch Zollangaben und Fahrenheittemperaturen machen einen Taschenrechner zum unverzichtbaren Kochutensil. Es gibt allerdings für viele dieser Einheiten Umrechnungstabellen im Buch. Ein wirkliches Problem habe ich eher mit Angaben wie 1/3 cup minced mushrooms: Erstens: Wieviele Pilze schreibe ich auf meinen Einkaufszettel? Zweitens: Die Menge variiert stark, jenachdem wie fein ich die Pilze kleinschneide. Ich weiß, beim Kochen muss man nicht ganz so akkurat sein, und laut dem Definitionskapitel bedeutet minced sehr fein. Ich hätte es trotzdem gerne ein bisschen genauer.
Neben kuriosen Mengenangaben findet man vor allem eins: viel Text. Beispielsweise ist die Beschreibung für Pâte Brisée, also den Teig für Quiches und ähnliches, fast acht Seiten lang. Ich finde das sehr gut, denn es ist genau das, was ich wollte: Einfach Dinge, die so genau erklärt werden, dass man hinterher auch weiß, warum man das eigentlich alles macht. Auf der anderen Seite heißt das, dass man vor dem Kochen erst einmal eine ganze Weile liest. Sehr anstrengend wird es, wenn man ein Rezept machen will, das eine Variation einer Variation ist. Dann darf man endgültig sehr viel hin- und herblättern. Beispielsweise ist Sauce Béarnaise eine Variante von Sauce Hollandaise und Sauce Choron eine tomatige Variante von Sauce Béarnaise.
Also definitiv kein Buch für den Alltagsgebrauch, aber wer Spaß an aufwendigen Gerichten hat, ist hier auf jeden Fall richtig. Und definitiv auch kein Buch für Menschen, die abnehmen wollen, denn es gibt sehr viele Rezepte, die sehr viel Butter oder sehr viel Sahne enthalten. Oder gerne auch sehr viel von beidem zusammen.

Jetzt bleibt nur noch die Frage, ob die Rezepte auch etwas taugen. Ich habe natürlich auch schon etwas ausprobiert, aber um diesen Blogpost nicht noch länger aber dafür ein wenig spannender zu gestalten, gibt es meinen Erfahrungsbericht dann in einem neuen Post.


Wer immer noch nicht genu weiß:

Hier ein Amazon-Link zum Kochbuch: Mastering the Art of French Cooking
Hier ein Amazon-Link zum oben erwähnten Film Julie & Julia (der Film ist übrigens seichtes Unterhaltungskino, nichts anspruchsvolles)
Hier ein Link zum inzwischen archivierten Blog: The Julie/Julia Project
Und als Zugabe: Julia Child herself in ihrer eigenen Kochsendung "The French Chef" beim Zubereiten von Boeuf Bourbuignon (Youtube)

P.S.: Interessant, dass ich jetzt darüber gebloggt habe, dass ich etwas aus einem Buch gekocht habe, das ich mir gekauft habe, nachdem ich den Film gesehen habe, der auf einem Buch basiert, das eine Bloggerin darüber geschrieben hat, dass sie darüber gebloggt hat, wie sie in einem Jahr alle Rezepte aus einem Kochbuch gekocht hat, das eine Amerikanerin über die französische Küche geschrieben hat. Noch viel irrwitziger ist es, dass es auch einen Blog gibt, darüber wie jemand ein Jahr lang jeden Tag den Film geschaut hat über das Buch über den Blog...Circle of Life...

1 Kommentar:

  1. Das klingt nach einem spannenden Buch! Ich kenne mich gut genug, dass es mir für den Alltagsgebrauch zu umständlich wäre und dass ich im Falle von Nicht-Alltag eher nicht in Kochbüchern lese.
    Aber grundsätzlich finde ich den Ansatz klasse, Dinge wirklich zu erklären und nicht nur Anweisungen zu geben. Und natürlich hast du Recht: selbstgemacht schmeckt einfach ganz häufig besser. Ich habe erst letztes Jahr meine erste eigene Champignoncremesuppe gekocht. Fürchterlich einfach und so so so lecker. Die Variante aus der Tüte mag ich hingegen gar nicht.

    Dein PS ist wirklich kurios. Überhaupt ist ja schon der Hintergrund des Buches kurios, aber das... Da schwirrt einem richtig der Kopf. :D

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