Es ist geschafft!!! Wie man bei meinen
kleinen Momenten des Alltags schon sehen konnte, habe ich wieder genäht. Sooo langzeitmäßig wie ich gedacht hatte, war die Geschichte mit dem grauen Strickstoff dann doch nicht mehr. Mein Kopf ist davon ja auch nicht richtig losgekommen und jetzt habe ich meine Ideen doch schneller als gedacht in Tat umsetzen können.
So sah dann übrigens meine letzte (nicht sehr profesionelle) hingekritzelte Zeichnung aus:
Ich zeichne nicht alles, was ich nähen will. Im Verlauf dieses Projekts gab es aber erstaunlich viele Zeichnungen. Einfach, weil ich immer wieder Ideen hatte. Meistens ging es dabei um einzelne Elemente, die mir gut gefallen haben und um die ich herum geschlichen bin. Strickstoff ist für mich ja Neuland, aber mit ein wenig Näherfahrung (oder allgemein Erfahrung mit Kleidungsstücken) kommen dann doch einige Möglichkeiten und Unmöglichkeiten zusammen.
Die Idee, aus dem Stoff eine Strickjacke anstelle eines Pullovers zu machen, hatte ich ja schon relativ bald. Leider wird sowas bei schweren Stoffen besonders sackartig. Dazu ist mir sehr lange keine Lösung eingefallen bis ich sie auf einem anderen (sehr tollen) Blog gefunden habe:
Hier hat nämlich Svenja aka Fr.Ausverkauft auch eine Strickjacke genäht und dabei darauf hingewiesen, dass so eine Jacke viel weniger sackartig fällt, wenn man den Schnitt vorne länger hält als hinten. Manchmal findet man seine Problemlösungen sehr zufällig ;)
Der große Kragen, den man auch auf der Zeichnung sieht, ist etwas, was ich schon lange umsetzen wollte. Das große Problem, das sich da noch gestellt hat, war der Verschluss. Ein Reisverschluss wäre insgesamt zu schwer gewesen, und die Jacke hätte vorne keinen schönen Fall gehabt. Knöpfe mag ich selbst nicht so sehr, vor allem diese Cardigan-Optik mit vielen großen Knöpfen untereinander. Ich trage so etwas schon, aber speziell bei diesem Kleidungsstück wäre es mir zu bieder geworden. Das Ergebnis ist ein Mittelding geworden: Keine durchgängige Knopfleiste sondern nur 3 einzelne Knöpfe am Kragen. Der Stoff fällt auch ohne kompletten Verschluss gut und die Zipfel vorne tun ihr übriges.
Ein kleiner Exkurs zum Nähen von komplizierten Stoffen:
Was mir immer sehr hilft, und worum man bei einigen Stoffen gar nicht herum kommt, ist eine Nahtprobe. Meine Nähmaschine kommt mit unterschiedlichen Stoffen sehr unterschiedliche gut klar. Und da kann es wahnsinnig viel helfen, wenn man zuerst ein wenig mit verschiedenen Nähten herumprobiert. Eine Overlock-Maschine besitze ich nicht, daher ist das bei elastischen Stoffen besonders wichtig. Ich nehme also ein kleines Stück Stoff unt hantiere so lange mit verschiedenen Nähten, Stichlängen- und Fadenspannungseinstellungen herum, bis ich ein Ergebnis habe, das mit gefällt:
Auf dem rechten Stoffstück sieht man einige Zickzacknähte in verschiedenen Stichlängen und -breiten. Beim linken Stück sieht man vor allem eher unsichtbare Nähte. Ich habe festgestellt, dass der normale Nähmaschinenstich bei diesem dicken Strickstoff fast verschwindet, und obendrein (wenn die Fadenspannung nicht zu hoch ist und die Stichlänge groß genug) auch noch sehr elastisch wird. Daher habe ich mich für letzteren entschieden. Bei Nähten, die nur innen liegen, ist es mir zwar relativ egal, ob man die Naht sieht, oder nicht, aber bei allem, was auch auf der rechten Seite sichtbar ist, finde ich Zickzack nicht so schön. Aus diesem Grund lohnt sich die Nähprobe auf jeden Fall!
Die Schnittänderung: Wie aus einem Longshirt eine Strickjacke wird
Als der Plan für die endgültige Strickjacke stand, war es auch gar nicht mehr sooo schwer, den passenden Schnitt zu finden. Mit diesem
Burda-Schnitt für ein langes Longshirt hatte ich schon gute Erfahrungen gemacht, deswegen habe ich einfach den verwendet. Geändert habe ich vor allem, wie man schon an der Zeichnung sieht, die Länge. Da habe ich einfach die Länge meines Rückens gemessen bis zu dem Punkt, bis zu dem die Strickjacke dann gehen sollte. Diese Länge habe ich auf die hintere Mitte des Schnittes übertragen. Und dann habe ich ziemlich freihändig die Zipfel nach vorne als Bogen eingezeichnet, wobei ich auch wieder grob die gewünschte Länge ausgemessen habe.
Das Vorderteil habe ich einfach zweigeteilt, wobei ich die eine Seite einfach so belassen habe und auf der anderen Seite noch 5 Zentimeter zugegeben habe, da der Knopfverschluss ja eine überlappende Seite braucht. Am Ende hat man also eine Vorderseite, die exakt in der Mitte endet (das ist die Knopfseite) und eine Seite, die ein gutes Stück überlappt (da kommen dann die Knopflöcher hin). So wurde die Teilung vorne asymmetrisch.
Den Halsausschnitt habe ich ein wenig enger gemacht. Das geht mit ein bisschen Erfahrung auch ganz gut freihändig. Der Kragen selbst besteht eigentlich einfach aus einem Rechteck. Hierbei hätte ich das Gewicht bedenken müssen. Ich habe den Kragen von Innen verstärkt, damit es schöner aussieht (die Krageninnenseite sieht man ja auch beim Tragen) und damit er Stand bekommt. Innen sieht man also einen recht dicken Jearsey, den ich mit Bügelvlies verstärkt habe. Zusammen mit den Knöpfen entsteht hier aber recht viel Gewicht, weswegen der Halsausschnitt vorne stark nach unten rutscht. Ein V-förmiger Ausschnitt und ein ebenso verlängerter Kragen hätten hier geholfen. Ist aber insgesamt nicht schlimm und beim nächsten Mal weiß ich Bescheid ;)
Die Ärmel hätte ich gerne ein wenig überlang gehabt, daher habe ich da in der Länge noch 5 cm zugegeben. Zum Glück, denn letzten Endes wurden sie auf diese Weise genau richtig lang. Hätte ich nichts zugegeben, wären sie wirklich viel zu kurz! Alles in allem war dieses Kleidungsstück aber mal wieder ein erfreulich einfaches: Es gab insgesamt nur 5 Schnittteile. Weil ich es mir aber wieder besonders schwierig machen musste, mit Nähten, die in Schrägband eingefasst wurden und besonders aufwendigen Knopflöchern, habe ich trotzdem immerhin zwei ganze Tage an der Nähmaschine gesessen.
So, jetzt habe ich aber genug erzählt, jetzt kommen wir endlich zum fertigen Stück. Tadaaaa!
Ich bin mit dem Ergebnis wirklich super zufrieden. Es sitzt gut, meine Änderungen haben gut funktioniert, und das Kleidungsstück gefällt mir wirklich gut. Ich habe für mich genau das richtige Maß zwischen gewöhnlich und außergewöhnlich getroffen. Es ist kein ganz simples langweiliges Kleidungsstück, aber trotzdem kein kompliziertes Kunstwerk, das man im Alltag nicht tragen kann. Obendrein ist es für mich genau richtig irgendwo zwischen schick und sportlich: Ich habe es nämlich schon ausprobiert, man kann die Jacke wirklich zu fast allem tragen. Und der Wollanteil macht das ganze schön warm. Jetzt, wo langsam der Frühling kommt, und die dicken Jacken im Schrank verschwinden, kommt so eine wärmende Strickjacke zum mal schnell drüber ziehen genau richtig!
Der Kragen ist auch wunderbar wandelbar und je nachdem, ob man die Jacke offen oder geschlossen, mit aufgestelltem oder heruntergefaltetem Kragen trägt, entsteht ein ganz anderer Look. Mag ich. Und ein Stehkragen ist immer toll.
Aufgrund des dicken Stoffes, sind nicht alle Stellen ganz perfekt geworden. Ein paar Nähnte sind sogar ziemlich krumm. Das fällt aber zum Glück kaum auf. Ich bin also irre glücklich mit meinem Werk und die Jacke ist schon ein wenig zu einem Lieblingsstück und Dauerbegleiter geworden :)